Mittwoch, 15. Oktober 2008

Kauft sich München die Elite?

Oder: Wie München zur Bildungselitehauptstadt Bayerns wurde

2006 hat der Bund eine sogenannte Exzellenzinitiative gestartet. Seitdem schmücken sich insgesamt neun Universitäten in Deutschland mit dem Prädikat "Eliteuniversität". Zwei davon sind auch in Bayern: Die LMU und die TU München sind für die bayerische Elite zuständig. Aber was macht diese Universitäten so besonders? Mit ein wenig Forschung über die Forschung kommt man wieder einmal nicht um die Erkenntnis herum, dass Geld die Welt regiert. Und wenn das Land Bayern möchte, dass München Bildungselitehauptstadt wird, dann findet es die Wege … und die Mittel.

Hochschulen leben vor Ort nicht für sich allein. Sie sind in der Regel auf vielfältige Art und Weise mit ihrer Umgebung vernetzt. Zum Einen mit der Wirtschaft, die Absolventen einstellt oder den Hochschulen Forschungsaufträge zukommen lässt. Zum Anderen, und im Besonderen, wird aber auch mit anderen Forschungsinstituten vor Ort ein reger Kontakt gepflegt. So tanzen Universitätsprofessoren oft auf mehreren Hochzeiten, sind nicht nur Hochschullehrer an ihrer Hochschule, sondern auch an anderen Forschungsinstituten involviert. Ressourcen, die an einer Hochschule nicht zur Verfügung stehen, können so bei einem anderen Institut genutzt werden. In diesem Zusammenhang kommt den außeruniversitären Forschungsinstituten natürlich eine nicht zu unterschätzende Rolle zu.

In Bayern gibt es etwa 40 solcher außeruniversitären Forschungsinstitute, die sich mit Grundlagenforschung beschäftigen. Alleine 36 davon befinden sich im Großraum München. Mit 12 Einrichtungen bilden die Max-Planck-Institute sicher den größten Anteil. (Eingerechnet die Generalverwaltung, die zwar nur wenig forscht, aber es dennoch tut).

Hinzu kommen viele kleinere, meist geisteswissenschaftliche Einrichtungen, wie das Monumenta Germaniae Historica oder das Collegium Carolinum. Weiter gibt es Institute, die Forschung fast ausschließlich für den Staat betreiben, wie z.B. das Institut für Hochschulforschung oder das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung. Davon gibt es drei direkt in München. Daneben stehen diverse sonstige Einrichtungen, wie das Ifo-Institut oder der botanische Garten. Kurz: München ist überaus günstig mit Forschungsressourcen ausgestattet.

Wie wird das alles finanziert? Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil werden diese 36 Einrichtungen mit staatlichen Geldern versorgt, jährlich etwa 192 Mio. Euro vom Land Bayern. Zum Vergleich: Die Universität Erlangen-Nürnberg erhält für 2008 als staatliche Universität gerade einmal einen Zuschuss von 195 Mio. Euro.

Die meisten Mittel erhält Max-Planck mit ca. 79 Mio. Euro jährlich. Danach, mit 27,7 Mio. Euro, die bayerische Akademie der Wissenschaften mit dem Leibniz-Rechenzentrum im Garching. Auf Platz drei ist das Deutsche Museum mit 24,3 Mio. Euro., das laut Staatshaushalt 30% des Budgets für Forschung auszugeben hat. Auf Platz vier das Helmholtzzentrum München mit immerhin noch 9 Mio. Euro Staatszuschuss.

Damit ist es aber noch nicht genug. Das Land finanziert diese Institute oft nicht alleine. Bayern übernimmt für die Max-Planck-Institute nur 50% des Budgets, für das Helmholtzzentrum gerade einmal 10% der Grundfinanzierung, muss also "nur" 9 Mio. Euro in den Staatshaushalt einplanen. Das Gesamtbudget des Helmholtzzentrums beträgt inkl. Drittmittel damit ca. 106 Mio. Euro. Auch hier wieder ein Vergleich: Die Universität Bayreuth hat mit über 9000 Studenten ein Gesamtbudget von etwas unter 110 Mio. Euro. Damit steht die Summe der finanziellen Mittel in absolut keiner Relation zur jeweiligen Anzahl der Studenten. Mit selbem Maß gemessen stünde der Universität Bayreuth eine Summe von etwa 500 Mio. jährlich vom Staat Bayern zu, wenn nicht mehr. Der Differenzbetrag wird meist von Bund und der EU finanziert, aber auch von Dritten.

So überrascht es am Ende des Tages kaum, dass sich München in die erste Liga der Forschung katapultieren konnte. Hier werden Äpfel mit Orangen verglichen. Es ist doch zu hinterfragen, ob Universitäten das Prädikat „Eliteuniversität“ verdienen, nur weil sie von der Anzahl und der unverhältnismäßig guten finanziellen Ausstattung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen profitieren. Ist Elite denn im 21. Jahrhundert immer noch ausschließlich eine Frage des Geldes?

UPDATE
Die Liste aller Grundlagenforschungsinstitute die von Bayern finanziell unterstützt wird.
http://spreadsheets.google.com/pub?key=phs8ULx6pflPoik-kn877dg

Günter Beckstein

Günter Beckstein ist nicht mehr Ministerpräsident. Wie ich diese Nachricht in Spiegel-Online gelesen habe war ich geschockt. Ausgerechnet unser Günter musste auf druck der Oberbayern zurücktreten. Vielleicht sind sich noch nicht alle Menschen in Franken das Bewusst, aber es ist ein schmerzlicher Verlust für Franken, da er sich für Franken und insbesondere für Nürnberg stark einsetzte. Seine Leistungen sind sich viele nicht bewusst, da er sie im Gegensatz zu anderen, vor allem Südbayerischen, Politikern eher im Stillen vorantrieb. Daher eine kleine Aufzählungen von Daten in der er direkt, oder indirekt mitgewirkt hat.

Nürnberg Staatstheater und Neues Museum Nürnberg
Sieht man sich die Kulturlandschaft Bayerns an, fällt einem eines sofort auf. Die Konzentration auf München. Seit 2003 darf sich Nürnberg über sein Staatstheater freuen, für das sich Beckstein eingesetzt hat. Auch das im Jahr 2000 eröffnete Neue Museum in Nürnberg (NMN) hat er sich eingesetzt. Es ist das erste große staatliche Museum ausserhalb Münchens.
Bei beiden Instituten gibt es leider ein paar Schönheitsfehler. Das Nürnberg Staatstheater wird nur zu 50% vom Staat finanziert die andere hälfte muss die Stadt Nürnberg tragen. Zum Vergleich: Die Münchner Theater werden zu 92% vom Staat getragen. Auch das Neue Museum Nürnberg hat einige Prestigeprobleme, was vor allem auf den Streit zwischen
den Direktoren des NMN Lucius Grisebach und dem der neuen Sammlung Florian Hufnagl zurückzuführen ist. Ein Besucherflopp ist das Museum obendrein. Dennoch, es besteht die Hoffnung auf Besserung und dankbar sollte man schon sein, dass sich da jemand für diese Projekte so eingesetzt hat.

Transrapid
Vielfach wird übersehen, dass Beckstein bereits zwei Wochen nachdem er Ministerpräsident wurde den Transrapid abgesägt hat. Normalerweise interpretieren die Medien jedes Lippenzucken in die ein oder andere Richtung. Eine Nachricht wurde aber vollkommen übersehen: Zwei Wochen nach seinem Antritt gab es in der Nürnberger Zeitung in einem kleinen fünfzeiligen Artikel zu lesen, dass Beckstein den Transrapid nicht bauen lässt, wenn die Kosten dafür auch nur einen Cent über den ersten Kostenvoranschlag liegen sollte. Für mich war sofort klar, das Projekt Transrapid ist tod. Das hat sonst keiner Bemerkt, ich sollte aber Recht behalten.

Die frei gewordenen Mittel des Transrapids i.H.v. 750 Mio. Euro wurden darauf hin in sinnvolleren Projekten ausgegeben. Ich habe nachgerechnet: Franken hat fast auf den Cent genau soviel Mittel erhalten wie Oberbayern.

Max-Plank-Institut
Vor zwei Jahren war im Spiegel zu lesen, dass die Max-Plank-Gesellschaft (MPG) kein weiteres Institut in Deutschland mehr gründen wird. Ich sah schwarz für die MP-Arbeitsgruppe in Erlangen, die eh nur auf fünf Jahre befristet war. Aber mit Geld lässt sich eben doch viel Regeln. Kaum Ministerpräsident hat sich Beckstein mir Herzblut dafür eingesetzt das es wieder ein MP-Institut in Franken geben wird. 2009 soll es eröffnet werden, neue Bauten sind geplant.

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