Mittwoch, 20. August 2008

Streit um die Bayernflagge auf der Nürnberger Burg

Immer wieder ein Theater. Und eigentlich wegen einer Lappalie. Seit Jahren fordert der Fränkische Bund die fränkischen Kommunen auf, zum Tag der Franken am 2. Juli die Frankenfahne zu hissen. 2007 regte sich jedoch Widerstand in München. Und man höre und staune: Ausgerechnet der Franke war's. Der damalige Innenminister Herr Günther Beckstein stellte fest, dass vor öffentlichen Gebäuden keine Frankenfahne hochgezogen werden darf. Dieses Privileg stünde nur Hoheitssymbolen zu. Wie die weiß-blaue Bayernfahne zum Beispiel. Die ist so ein Symbol der Hoheit. Und wenn die Hoheit spricht, dann überlegt sich der eine oder andere fränkische Oberbürgermeister schon mal, ob er die Frankenfahne nicht lieber im Schrank verstauben lassen sollte.

MdL Wolfgang Hoderlein (SPD), ein überzeugter Franke, wurde schließlich detektivisch tätig und fand heraus, dass die Anordnung aus München so ganz exakt nun auch wieder nicht ist. Zwar regelt die bayerische Flaggenverordnung, was vor bayerischen Staatsgebäuden herumwehen darf, mit einem Staatsamt hat nun aber die Burg herzlich wenig zu tun. Die Kommunen bräuchten sich also um diese Verordnung nicht zu scheren, könnten auf den Masten ziehen, was sie wollen, sogar die Frankenfahne, und das Innenministerium müsste zur Abwechslung einmal Rot-Weiß am Horizont wehen sehen.

Wer dachte, das Flaggenthema wäre jetzt vom Tisch, nun, der irrt gewaltig. Im Juni 2008 ordnete der nächste fränkische Innenminister Joachim Hermann (CSU) an, dass nicht mehr nur die Ämter, nein, die staatlichen Gebäude allesamt ständig beflaggt werden sollen. Und schon sitzt die Flaggenverordnung wie maßgeschneidert auch auf der Nürnberger Burg. Ab sofort heißt es also Bundes- und Bayernflagge. Gelegentlich darf sich noch die Europa- und die jeweilige Bezirksflagge dazu gesellen. Und die Frankenflagge? Fehlanzeige. Damit war die Sache vorerst erledigt.

Leider lässt sich das Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ an solch prominentem Ort

schwerlich bewerkstelligen und so regte sich erneut Widerstand in Anbetracht der bayerischen Farben am Nürnberger Wahrzeichen. Was ist mit dem fränkischen Selbstbewusstsein? Nun, das hat sich zu beugen. Auf dem Papier ist die Burg bayerisch und der Franke muss es fressen.

Man könnte das ändern. Schließlich ist die Flaggenverordnung nur eine Verwaltungsanweisung und kein Gesetz. Wenn der Wille im Innenministerium da wäre, könnte innerhalb von einem Tag die Frankenfahne auf der Burg wehen. Das Innenministerium will aber nicht. Und was wollen die Franken … abgesehen von Hermann und Beckstein? Ist das alles nur eine Lappalie um einen Lappen? Oder wird vielleicht doch zusammen mit der Frankenflagge auch ein Stück regionale Identität in die Schublade gepackt? Aus den Augen, aus dem Sinn. Sozusagen.


Artikel in der Nürnberger Zeitung
http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=867865&kat=11

Blogeintrag mit Kommentarfunktion zu diesen Thema bei der NZ
http://blog.nz-online.de/senf/2008/08/15/provokation-fuer-frankens-patrioten/

Auch der Bayerische Rundfunk hat sich des Themas angenommen:
http://www.br-online.de/studio-franken/aktuelles-aus-franken/frankenfahne-kaiserburg-2008-kw34-ID1219068180957.xml